Muskeltraining: Die Lösung für ein langes, gesundes Leben
86 Prozent aller Todesfälle in der europäischen Region sind laut Weltgesundheitsorganisation auf die sogenannten Lebensstil-Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes Typ 2, Herzinfarkt oder Sarkopenie zurückzuführen. Einer der maßgeblichsten Risikofaktoren ist die zunehmende körperliche Inaktivität und eine der effektivsten Gegenmaßnahmen, das systematische Muskeltraining.
Laut der Weltgesundheitsorganisation sind Lebensstil-Erkrankungen für 86 Prozent der Todesfälle in der Europäischen Region verantwortlich (WHO, Regionalbüro für Europa, 2021). Zu den verbreitetsten „Lifestyle“-Erkrankungen zählen Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
bestimmte Krebsarten, und auch psychische Störungen wie Depression oder muskuloskelettale Leiden wie Sarkopenie oder Rückenschmerzen. Als sogenannte „Nicht-übertragbare Erkrankungen“ weisen diese Gesundheitsprobleme gemeinsame Risikofaktoren und damit auch gemeinsame Handlungsmöglichkeiten auf. Einer der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren ist die zunehmende körperliche Inaktivität und eine der effektivsten Gegenmaßnahmen, das systematische Muskeltraining.
„Training reduziert das Risiko für die meisten chronischen Lebensstil-Erkrankungen
deutlich“
das behauptet Prof. Dr. Ingo Froböse, Professor für bewegungsorientierte Prävention und
Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln und wissenschaftlicher Leiter des
Forschungsinstituts für Training in der Prävention (FIT-Prävention). Und diese Behauptung ist nicht aus der Luft gegriffen, denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Studien, die diese These
unterstützen.
Zwei Einheiten Muskeltraining pro Woche
Neueste Übersichtsarbeiten fassen die Erkenntnisse von zurückliegenden Studien zusammen und kommen zu dem Ergebnis: schon zwei Einheiten
Muskeltraining pro Woche, mindestens jedoch zwei Einheiten alle zehn Tage, können das Risiko für die meisten Lebensstil-Erkrankungen reduzieren (WHO guidelines on physical activity, 2020).
Beispielsweise konnte regelmäßiges Muskeltraining in vier Studien mit einer um 30 Prozent verringerten Wahrscheinlichkeit für eine Diabetes Typ 2 Erkrankung in Verbindung gebracht werden (Giovannucci et al., 2021).
Bild: Uta Konopka
Und auch die Wahrscheinlichkeit an einer Krebs-Erkrankung zu sterben, war um etwa 12 Prozent reduziert, wenn die Betroffenen regelmäßig Muskeltraining absolvierten (Momma et al., 2022).
Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Arterioskleorse, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz traten um 20–25 Prozent seltener bei Menschen auf, die Muskeltraining betrieben (Giovannucci et al., 2021).
In einem Review von 18 Studien konnte festgestellt werden, dass Muskeltraining funktionelle
Veränderungen im Gehirn hervorruft, die den Abbau von Gehirnmasse vermindern und bestimmte kognitive Funktionen verbessern (Herold et al., 2019). Diese trainingsbedingten Anpassungen könnten bedeutend für die Prävention und Behandlung von dementiellen Symptomen sein.
In mehreren aussagekräftigen wissenschaftlichen Untersuchungen behauptete sich das
Muskeltraining als effektives und vor allem selbstbeeinflussbares Mittel zur Behandlung von
depressiven Symptomen. Von großer Bedeutung waren hier die individuellen Präferenzen, Ziele und Barrieren der Betroffenen (Nebiker et al., 2018).
Durch systematisches Muskeltraining und eine proteinhaltige Ernährung kann sogar der
voranschreitende und generalisierte Verlust von Skelettmuskelmasse bei Sarkopenie vorgebeugt oder verzögert werden (Cruz-Jentoft et al., 2019; Rogeri et al., 2022). Besonders zum Erhalt der
Selbstständigkeit und zur Vorbeugung von Pflegebedürftigkeit im Alter ist das von hoher Relevanz.
Und auch in der Prävention und Therapie von chronischen Rückenschmerzen, die sich sowohl durch fehlende, falsche oder zu starke Belastung einstellen können, ist gezieltes Muskeltraining
mittlerweile nicht mehr wegzudenken (Geneen et al., 2017).
Fazit:
Körperliche Aktivität und Training sind die ganzheitlich wirkungsvolle und nebenwirkungsarme
Alternative zu Medikamenten und Pillen – und das in jedem Alter!
Mehr dazu auf www.gesundheit-braucht-training.de
Experten Allianz für Gesundheit e. V.
Die im Jahr 2020 von Mario Görlach, Dr. Hans Geisler und Siegfried Manz gegründete Experten
Allianz für Gesundheit e. V. ist eine während des ersten Corona-Lockdowns entstandene Initiative der Fitnessbranche. Ziel des Experten-Zusammenschlusses ist es, ein gemeinsames Podium zu schaffen, das Know-how aller Ressorts – aus Wissenschaft, Politik, Verbänden und Kommunikation – zusammenführt und gemeinsam die Weichen für eine gesunde und erfolgreiche Zukunft der Gesellschaft stellt. Der Appell des Vereins ist klar: Es ist höchste Zeit, Gesundheit braucht Training!
Denn körperliche Aktivität und Training sind der Garant für Gesundheit und Wohlbefinden!
Forschungsinstitut für Training in der Prävention
Das Forschungsinstitut für Training in der Prävention (FIT-Prävention), eine Abteilung des Vereins,
beschäftigt sich mit der Wissenschaft und Forschung rund um den gesundheitsförderlichen Nutzen von körperlichem Training. Das Institut unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Ingo Froböse hat sich das Ziel gesetzt, eine Datengrundlage auf dem Gebiet des präventiv orientierten Trainings zu schaffen und auf dieser wissenschaftlichen Basis praktisches Know-how in die Fitnessbranche, in die Gesellschaft und in die Politik zu tragen.
Zur Website des FIT-Prävention
Literaturverzeichnis
Bull, F. C., Al-Ansari, S. S., Biddle, S., Borodulin, K., Buman, M. P., Cardon, G., Carty, C., Chaput, J.-P., Chastin, S., Chou, R.,
Dempsey, P. C., DiPietro, L., Ekelund, U., Firth, J., Friedenreich, C. M., Garcia, L., Gichu, M., Jago, R., Katzmarzyk, P. T., …
Willumsen, J. F. (2020). World Health Organization 2020 guidelines on physical activity and sedentary behaviour. British
Journal of Sports Medicine, 54(24), 1451–1462. https://doi.org/10.1136/bjsports-2020-102955
Cruz-Jentoft, A. J., Bahat, G., Bauer, J., Boirie, Y., Bruyère, O., Cederholm, T., Cooper, C., Landi, F., Rolland, Y., Sayer, A. A.,
Schneider, S. M., Sieber, C. C., Topinkova, E., Vandewoude, M., Visser, M., & Zamboni, M. (2019). Sarcopenia: Revised
European consensus on definition and diagnosis. Age and Ageing, 48(1), 16–31. https://doi.org/10.1093/ageing/afy169
Geneen, L. J., Moore, R. A., Clarke, C., Martin, D., Colvin, L. A., & Smith, B. H. (2017). Physical activity and exercise for
chronic pain in adults: An overview of Cochrane Reviews. The Cochrane Database of Systematic Reviews, 1, CD011279.
https://doi.org/10.1002/14651858.CD011279.pub2
Giovannucci, E. L., Rezende, L. F. M., & Lee, D. H. (2021). Muscle-strengthening activities and risk of cardiovascular disease,
type 2 diabetes, cancer and mortality: A review of prospective cohort studies. Journal of Internal Medicine, 290(4), 789–
- https://doi.org/10.1111/joim.13344
Herold, F., Törpel, A., Schega, L., & Müller, N. G. (2019). Functional and/or structural brain changes in response to resistance
exercises and resistance training lead to cognitive improvements – a systematic review. European Review of Aging and
Physical Activity, 16(1), 10. https://doi.org/10.1186/s11556-019-0217-2
Momma, H., Kawakami, R., Honda, T., & Sawada, S. S. (2022). Muscle-strengthening activities are associated with lower risk
and mortality in major non-communicable diseases: A systematic review and meta-analysis of cohort studies. British Journal
of Sports Medicine. https://doi.org/10.1136/bjsports-2021-105061
Nebiker, L., Lichtenstein, E., Minghetti, A., Zahner, L., Gerber, M., Faude, O., & Donath, L. (2018). Moderating Effects of
Exercise Duration and Intensity in Neuromuscular vs. Endurance Exercise Interventions for the Treatment of Depression: A
Meta-Analytical Review. Frontiers in Psychiatry, 9. https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyt.2018.00305
Rogeri, P. S., Zanella, R., Jr, Martins, G. L., Garcia, M. D. A., Leite, G., Lugaresi, R., Gasparini, S. O., Sperandio, G. A., Ferreira,
L. H. B., Souza-Junior, T. P., Lancha, A. H., & Jr. (2022). Strategies to Prevent Sarcopenia in the Aging Process: Role of Protein
Intake and Exercise. Nutrients, 14(1). https://doi.org/10.3390/nu14010052
Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro für Europa. (2021, Oktober 22). Was sind nichtübertragbare Krankheiten?
https://www.euro.who.int/de/health-topics/noncommunicable-diseases/ncd-background-information/what-arenoncommunicable-diseases